Grundsätzlich mag ich Tiere, die etwas Humorvolles und Entspanntes an sich haben
Über die Beweglichkeit der See-Elefanten
Sie durften aus unseren Objekten ein Lieblingsobjekt auswählen – was hat für den See-Elefanten „Tristan“ gesprochen?
Miriam Steinbach:
Für mich war sofort klar, dass es See-Elefant „Tristan“ sein soll. Ihn habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Er hat etwas Tollpatschiges und Liebevolles an sich, sein Blick ist neugierig und offen. Als ich ein altes Video von ihm gesehen habe, in dem er in der Wilhelma in Stuttgart gefüttert wird, musste ich sehr lachen. Wie er vom Wasser ins Trockene robbt, dabei seinen Mund öffnet, seine wenigen Zähne zeigt und die Nase rümpft, hat etwas herrlich Komisches an sich. Auch seine Beweglichkeit finde ich faszinierend. Er kann beispielsweise problemlos seinen Hinterkopf auf die Flosse legen. Das ist beeindruckend.
Was verbindet Sie mit diesem Objekt?
Grundsätzlich mag ich Tiere, die etwas Humorvolles und Entspanntes an sich haben, die in der Sonne liegen, etwas essen und dann wieder im Wasser abtauchen. Gegen solch einen Tagesablauf hätte ich selbst nichts einzuwenden. Ich mag auch Pinguine sehr gerne. Es macht Freude zu beobachten, wie sie sich bewegen und die Welt erkunden. Wenn ich sie sehe, löst es jedes Mal ein gutes Gefühl in mir aus.
Nur dem Paarungsverhalten von See-Elefanten gegenüber bin ich skeptisch eingestellt. Dass ein Bulle bis zu 60 Kühe und dadurch quasi einen Harem hat, ist aus emanzipatorischer Sicht nicht zu befürworten. Auch das aggressive Verhalten der Herren in der Paarungszeit finde ich wenig sympathisch.
Was haben Sie mit dem Objekt gemeinsam?
Wahrscheinlich ist die Tollpatschigkeit unsere größte Gemeinsamkeit. Dass See-Elefanten Einzelgänger sind, kann ich ebenfalls nachvollziehen. Auch ich brauche nicht immer den lauten Trubel, sondern bin gerne alleine – am liebsten mit einem Eis und einem Buch in der Sonne.
Auf Tristans Beweglichkeit bin ich übrigens neidisch. Beim Yoga oder Pilates komme ich selbst oft an meine Grenzen. Wenn ich nur ein wenig von seiner Flexibilität hätte, könnte ich einige Übungen sehr viel leichter machen.
Wenn Sie Ihr Lieblingsobjekt mit nach Hause nehmen dürften, wo und wie würden Sie es aufbewahren beziehungsweise präsentieren?
Da ich nahe an der Alb wohne, würde ich Tristan dort einen Platz am Ufer geben. Das käme hier in Karlsruhe seinen ursprünglichen Bedürfnissen wohl am nächsten. Ich könnte dann regelmäßig bei ihm vorbeischauen und neben ihm sitzend etwas lesen.
Welche Bedeutung hat das Objekt Ihrer Meinung nach für die Menschheit?
Von Tristans Paarungsverhalten abgesehen, finde ich, dass wir Menschen uns Einiges von Tristans entspannter Art abschauen könnten. Wir stressen uns oft selbst und ärgern uns über Belanglosigkeiten. Ein wenig mehr Humor und Leichtigkeit im Alltag könnten uns das Leben definitiv leichter machen.
Miriam Steinbach hat in Heidelberg Soziologie mit Politik und Psychologie studiert. Als sie im Anschluss daran nach Karlsruhe zog, um ein Volontariat bei einer Tageszeitung zu beginnen, ahnte sie nicht, welche Überraschungen die Fächerstadt für sie bieten würde.
Auf ihrem Blog „Die Schreibmaschine“ schreibt die heutige Burda-Redakteurin unter anderem über ihre kuriosen Erlebnisse und Entdeckungen. Außerdem stellt sie ihre liebsten Bücher, Filme und Reisetipps vor.
Stand: Juli 2020