Bei der Bildung von Gesteinen und Mineralen spielen drei Größen eine entscheidende Rolle: Druck, Temperatur und Zeit. Gesteine und Minerale können sich sowohl über lange Zeiten bilden, aber auch bei plötzlichen Ereignissen, wie beispielsweise Meteoriteneinschlägen: Unter extrem hohen Drücken (4–5 Millionen bar) und Temperaturen (10.000–30.000 °C) reicht bereits ein Sekundenbruchteil aus, um neue Gesteine und Minerale zu bilden.
Dies ist so beispielsweise vor etwa 30 Millionen Jahren (im Erdzeitalter des Oligozän) im heutigen Nordafrika geschehen, als ein heranrasender Meteorit in den damals an der Erdoberfläche offenliegenden Sandstein einschlug und diesen aufschmolz. Die entstandene Schmelze wurde in die Luft geschleudert. Während der Flugphase kühlte sie derart rasch ab, dass sich keine Kristalle bilden konnten, sondern eine amorphe, glasige Masse erstarrte: Wüstenglas (Tektit). Es besteht – wie bei Glas üblich – zu über 95 % aus Siliciumdioxid (SiO2), ist also chemisch identisch zum Mineral Quarz.
Mit etwas Glück findet man die gelblichen Gläser beispielsweise im „Großen Sandmeer“, einer Wüstenregion im Südwesten Ägyptens. Das Streugebiet in der libysch-ägyptischen Wüste umfasst ca. 6.500 km² und liegt zwischen dem großen Sandsee nahe der Oase Koufra im Südwesten Ägyptens und dem N’Giffel Khabir Plateau (Gilf Kebir) im ägyptisch-libyschen Grenzgebiet. Wanderdünen geben dort immer wieder einzelne Exemplare des Wüstenglases frei. Das Gesamtvorkommen wird auf etwa 1.400 t geschätzt.
Das Wüstenglas ist schärfer als jedes Metallskalpell und hat ähnliche Eigenschaften wie Feuerstein oder das Vulkanglas Obsidian. Diesen Umstand machten sich schon die Menschen in der Steinzeit zunutze und verwendeten es als Werkzeug.
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