Böhmisches Glas

Beschreibung

Tektite können während eines Meteoriteneinschlags entstehen, wenn terrestrisches Material durch die hohen Drücke und Temperaturen beim Einschlag aufgeschmolzen wird und in der Luft schnell wieder abkühlt – also „abgeschreckt“ wird. Dadurch entsteht eine amorphe Masse ohne Kristall­struktur.

 

Moldavit

 

Man findet Tektite nicht nur als Wüstenglas im nordafrikanischen Wüstensand, sondern auch andernorts. Weltweit sind mehrere Streufelder bekannt, die auf einzelne Meteoriteneinschläge zurückzuführen sind, die sich vor 35 Millionen bis 10.000 Jahren ereignet haben. In Tschechien beispielsweise stößt man mit etwas Glück auf sogenannte Moldavite.
Sie entstanden vor knapp 14,6 Millionen Jahren, als ein etwa 1,5 km messender Meteorit in das Gebiet des heutigen Süddeutschland einschlug – er formte den als Nördlinger Ries bekannten Krater zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb. Die grünlichen bis bräunlichen Gläser aus Südböhmen und Mähren wurden erstmals 1971 mit dem Einschlag in Verbindung gebracht. Benannt sind sie nach der lateinischen Bezeichnung des Flusses Moldau, an dessen Oberlauf das wichtigste Fundgebiet liegt. Durch die geologische Kartierung der Moldavit-Vorkommen gelang es, Einschlagrichtung und -winkel des Ries-Meteoriten sehr genau zu bestimmen, da man berechnen konnte, unter welchen Umständen das Auswurfmaterial an seine Ablagerungsorte gelangt sein musste.

Quellen

Gentner, W. (1971). Cogenesis of the Ries crater and moldavites and the origin of tektites. Meteoritics, 6, 274-275.

Graup, G., Horn, P., Köhler, H., & Müller-Sohnius, D. (1981). Source material for moldavites and bentonites. Naturwissenschaften, 68, 616-617.

Horn, P. (1985). Moldavite. Ihre Entstehung bei der Rieskatastrophe. Lapis, 24(12), 21-26.

Trnka, M., & Houzar, S. (2002). Moldavites: a review. Bulletin of the Czech Geological Survey, 77(4), 283-302.

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