Geologie

Über die Biegsamkeit von gefaltetem Glimmerschiefer

Zitat

Was den Schiefer vom Gesetz unterscheidet: Das Gesetz kann man nicht beugen, ohne es zu brechen.

Bettina Limperg, Präsidentin des Bundes­gerichtshofs
Absätze
Text

Sie durften aus unseren Objekten ein Lieblingsobjekt auswählen – was hat für den gefalteten Glimmerschiefer gesprochen?

Bettina Limperg:
Der sprechende Name. „Gefalteter Glimmerschiefer“ hat einen schönen Klang, beschreibt das Objekt – einen gefalteten Stein – anschaulich und wirft zugleich die entscheidende Frage auf: Wie lässt sich ein Stein falten?

Was fasziniert Sie an diesem Objekt?

Dass es mit unvorstellbar viel Zeit und tektonischem Druck möglich ist, scheinbar Unmögliches zu schaffen: Einen Stein zu falten, ohne dass er bricht.

Was verbindet Sie mit diesem Objekt?

Was den Schiefer vom Gesetz unterscheidet: Das Gesetz kann man nicht beugen, ohne es zu brechen.

Was haben Sie mit diesem Objekt gemeinsam?

Ich lasse mich ungern verbiegen, bin aber nicht unbeugsam.

Wenn Ihnen das Objekt gehören würde, was würden Sie damit machen?

Ich würde den gefalteten Glimmerschiefer dem Staatlichen Museum für Naturkunde stiften, damit sich möglichst viele an dieser merkwürdigen Symbiose aus Rigidität und Flexibilität erfreuen können.

Wenn Sie Ihr Lieblingsobjekt mit nach Hause nehmen dürften, wo und wie würden Sie es aufbewahren beziehungsweise präsentieren?

Der gefaltete Schiefer erinnert mich an die Buchstützen, mit denen ich als Jurastudentin die dicken Gesetzessammlungen auf meinem Schreibtisch gehalten habe. Das wäre zugleich ein passender und ziemlich exklusiver Einsatzzweck.

Welche Bedeutung hat das Objekt Ihrer Meinung nach für die Menschheit?

Er rückt uns ins rechte Verhältnis. Dieser Stein ist bei der Auffaltung der Alpen im Zuge der Kollision der afrikanischen Platte mit der eurasischen Platte entstanden, also bei einem die menschlichen Dimensionen übersteigenden Vorgang innerhalb eines unsere Vorstellungskraft sprengenden Zeitraums. Davon und von den gewaltigen Kräften, die damals gewirkt haben, legt der Stein Zeugnis ab.

Biographie von Bettina Limperg

Bettina Limperg wurde 1960 in Wuppertal geboren. Nach Abschluss ihrer juristischen Ausbildung trat sie 1989 in den höheren Justizdienst des Landes Baden-Württemberg ein. Nach Tätigkeiten bei der Staatsanwaltschaft, dem Amtsgericht sowie dem Landgericht Stuttgart wurde sie im Jahre 1992 zur Richterin am Landgericht Stuttgart ernannt. Von 1994 bis 1995 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Bundesverfassungsgericht abgeordnet. Im Jahre 2001 wurde Frau Limperg zur Richterin am Oberlandesgericht Stuttgart befördert. Im Februar 2004 wurde Frau Limperg zur Direktorin des Amtsgerichts Waiblingen, im Juni 2009 zur Vizepräsidentin des Landgerichts Stuttgart ernannt. Seit dem 15. Juni 2011 war sie als Ministerialdirektorin die Amtschefin des Justizministeriums Baden-Württemberg und Vertreterin des Justizministers. Mit Wirkung vom 1. Juli 2014 wurde sie vom Bundespräsidenten zur Präsidentin des Bundesgerichtshofs ernannt. Im Juli 2019 wurde Sie zur Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung „Forum Recht“ gewählt. Sie ist evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags 2021.

 

Stand: Juni 2020

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