Erfolgreiche Lebens­gemeinschaft

Beschreibung

Mit Stämmchen und kleinen, reich verzweigten Ästchen, als große schwarze, pustelige Lappen, als kleine filigrane Strukturen oder als Kruste, fest mit dem Substrat verwachsen – Flechten sind sehr vielfältig. Sie sind nicht etwa Pflanzen, sondern Lebensgemeinschaften aus Pilzen, Algen und noch weiteren Organismen, deren Rolle gerade erst erforscht wird.

Flechten sind weltweit verbreitet und in einer großen Form- und Farbvielfalt zu finden. Erst in der Gemeinschaft aus Pilz und Alge oder Cyanobakterium entsteht die typische Wuchsform, ihre Farbe und ihre Fähigkeit, Standorte zu besiedeln, an denen sie einzeln nicht überleben könnten. Flechten kommen von den Polarregionen bis in die Tropen vor, sogar in Wüsten finden sie einen Lebensraum. Normalerweise wachsen Flechten an Baumrinden, am Boden, an Felsen, auf Mauern, Dächern und sogar im Wasser – oft sogar an Orten, an denen Pflanzen nicht mehr vorkommen. Dabei kommen sie mit extremer Kälte, langer Trockenheit und intensiver Sonnenstrahlung zurecht. Manche Flechtenarten können bis zu 4.500 Jahre alt werden und neuere Studien zeigen, dass sie sogar kurzzeitig im Weltraum überleben können.

Doch wie schaffen sie das? Ihr Trick: durch die Umhüllung mit dem Pilzgeflecht sind die Algen oder Cyanobakterien vor zu raschem Wasserverlust und zu intensiver Sonnenstrahlung (UV-Strahlung) geschützt. Dafür ernähren sie ihren Pilzpartner. Trocknen Flechten aus, gehen sie in einen inaktiven, fast leblosen Zustand über. So überdauern sie einen kurzzeitigen oder sogar monatelangen Trockenzustand. Sobald ihnen Wasser zur Verfügung steht, quellen sie auf und werden aktiv. Sie können Wasser mit der gesamten Oberfläche aufnehmen – dadurch genügt ihnen selbst Wasserdampf aus der Luft.

Quellen

Brandt, A., de Vera, J.-P., Onofri, S., & Ott, S. (2015). Viability of the lichen Xanthoria elegans and its symbionts after 18 months of space exposure and simulated Mars conditions on the ISS. International Journal of Astrobiology, 14(3), 411-425.

Thüs, H. (2018). Ein neuer Kurator für die Botanik (fast) ohne Pflanzen. Abgerufen am 20. Februar 2021, von https://smnstuttgart.com/2018/02/09/ein-neuer-kurator-fuer-die-botanik-…