Der Wolf als Bösewicht?

Beschreibung

Hinterhältig, gefräßig und niederträchtig – in vielen Geschichten haben Wölfe (Canis lupus) einen schlechten Ruf. In Grimms Märchen werden sie als gierige und trickreiche Tiere dargestellt. So schreckt beispielsweise der Wolf in „Rotkäppchen“ nicht davor zurück, das Rotkäppchen und seine Großmutter im Ganzen zu verschlingen. Der Jäger nimmt die Rolle des Rettenden ein. Er bringt den Wolf zur Strecke und befreit Rotkäppchen und die Großmutter aus dem Bauch des Wolfes.

 

 

Im Mittelalter erfuhr die Bevölkerung in Europa ein starkes Wachstum und die landwirtschaftlich genutzten Flächen nahmen zu. Der natürliche Lebensraum der Wölfe wurde dabei verkleinert, so dass diese gelegentlich auch bis in Dörfer vordrangen. Dadurch kam es zu unangenehmen Begegnungen zwischen Menschen und Wölfen. Zudem wurden vermehrt Nutztiere (vor allem Schafe) von Wölfen gerissen. Außer von Wild- und Nutztieren ernähren sich Wölfe auch von Aas. Während der vielen Kriege im Mittelalter wurden daher auch einige Wölfe beim Fressen von Leichen auf den Schlachtfeldern beobachtet. Berichte darüber und allgemeine Ängste vor Wölfen ließen unter anderem Schauergeschichten über Werwölfe entstehen. Und auch das Bild der Wölfe in Grimms Märchen ist durch diese Zeit geprägt.

 

Ein besseres Image haben diese Tiere dagegen in der römischen Mythologie. Romulus und Remus fanden in einer Wölfin eine fürsorgliche Mutter, die sie säugte und aufzog. Der Legende nach gründete Romulus später die Stadt Rom. Von vielen nordamerikanischen indigenen Völkern wurden Wölfe als mächtig und weise angesehen und als Schöpfer der Menschheit verehrt.

 

Quellen

Märchenatlas. (o. J.)  Tiere im Märchen: Der Wolf. Abgerufen am 16.08.2021, von http://www.maerchenatlas.de/miszellaneen/marchenfiguren/tiere-im-maerchen-der-wolf/

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. (o. J.) Geschichte Wolf und Mensch. Abgerufen am 16.08.2021, von https://www.wolf.sachsen.de/geschichte-wolf-und-mensch-4332.html

Zedrosser, A. (1995). Der Wolf – Canis lupus: Kehrt ein Mythos zurück?. Stapfia, 37, 243-249.