Lava-Souvenirs

Beschreibung

Spätestens seit dem 17. Jahrhundert wurden Münzen in Lavaklumpen als Souvenirs für wohlhabende Besuchende produziert, die den Berg während gemäßigter Eruptionen bestiegen. Dadurch erschlossen sich die Einheimischen einen zeitweiligen Nebenverdienst. Der Vesuv gehörte zu den klassischen Programmpunkten der sogenannten „Grand Tours“ – der seit der Renaissance üblichen Bildungsreisen der Söhne des europäischen Adels durch Mitteleuropa, Spanien und Italien.

 

 

Der Vesuv fand Eingang in die ersten Reiseführer über Italien und ab der Mitte des 18. Jahrhunderts folgte die Besteigung einer einzigen festgelegten Route – einem der ersten Pfade des Massentourismus. Die außerordentlich gute Erschließung des Vulkans hatte allerdings auch ihre Kehrseiten: So beklagte beispielsweise bereits 1829 der deutsche Dichter Wilhelm Waiblinger, dass der Berg überlaufen sei und dass „die Engländer“ dem „gefühlvollen Besucher“ die Stimmung verdürben.

Übrigens wurde der Brauch der Lava-Souvenirs auch an anderen Vulkanen Italiens gepflegt – etwa am Ätna. Begünstigt durch dessen vergleichsweise häufigere Tätigkeit hielt sich die Tradition bis ins 20. Jahrhundert. So beschrieb der bekannte französische Vulkanologe Maurice Krafft folgende Szenerie, die sich 1983 am Ätna zutrug: „Sie nehmen einen Klumpen der Lava und machen daraus Aschenbecher und so weiter mit dem Schriftzug 'Souvenir vom Ätna'. Sie haben Gussformen, in die sie die geschmolzene Lava packen und diese verrückten Dinge kreieren. Und die werden dann an Touristen verkauft. […] Und wenn du fragst, können sie sogar deinen Namen in den Lavaklumpen pressen. Das ist ein großes Geschäft“.

Quellen

Kelly, N. (1987). The Volcano Watchers [Video]. PBS-Fernsehserie Nature.

Königer, H. (Hrsg.) (1988). Wilhelm Waiblinger. Werke und Briefe, Band 4. Reisebilder aus Italien. 520. Klett-Cotta.

Schmid, C., & Mattiucci, C. (2019). Die Urbanisierung des Vesuv. Von der Ersten zur Zweiten Natur. Stadtbauwelt – Themenheft der Bauwelt, 223, 38-41.

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