„Einhornpulver“ – der teure Alleskönner

Beschreibung

Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden in Apotheken die zermahlenen „Hörner“ von Einhörnern verkauft. Das „Einhornpulver“ galt als unfehlbares Heilmittel gegen Gift, Biss- und Stichwunden, gegen Pest und Fieber sowie zur Erhaltung und Kräftigung der männlichen Potenz.

Professionelle „Beingraber“ suchten in Höhlen nach Einhornresten, die sie an Apotheken verkauften. Das verarbeitete „Einhornpulver“ wurde zur Blütezeit mit dem Zehnfachen an Gold aufgewogen, wobei nur das „Unicornu verum“, das „echte Einhorn“, bei dem es sich um Mammut­stoßzähne handelte, diese Preise erzielte. Im Gegensatz dazu stand das „Unicornu falsum“, das „falsche Einhorn“. Dessen Heilwirkung ließ wohl zu wünschen übrig, Apotheker behalfen sich aber dennoch oft damit. Unter dieser Bezeichnung wurden die Knochen und Zähne anderer kalt­zeitlicher Großsäuger, wie Wollnashorn und Höhlenbär, sowie die gedrehten Stoß­zähne von Narwalen gehandelt.

Der Handel mit „Einhornpulver“ war für viele Apotheken ein lukratives Geschäft. Daher benannten sich auch einige Apotheken nach diesem Vorbild. So auch die 1563 erstmals erwähnte Einhorn-Apotheke in Durlach, die allerdings im Jahr 2006 schloss.

Quellen

Abel, O. (1939). Vorzeitliche Tierreste im deutschen Mythus, Brauchtum und Volksglauben. Jena, Deutschland: Gustav Fischer.

Jörg, E. (1962). Das Einhorn im Volksglauben. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland, 21(1), 3-5.

Stadtwiki Karlsruhe. (o. J.). Einhorn-Apotheke. Abgerufen am 18. September 2020, von https://ka.stadtwiki.net/Einhorn-Apotheke.