Lebensechte Fischmodelle

Beschreibung

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Fische in Naturkundemuseen noch als in Alkohol oder Formol eingelegte Präparate, als kolorierte Stopfpräparate oder als Gipsmodelle gezeigt. Dem Zoologen Max Auerbach, der 1932 zum Direktor des Naturkundemuseums Karlsruhe ernannt wurde, war das nicht genug. Sein Ziel war es, die Vielfalt der heimischen Süßwasserfische in den Ausstellungen lebensecht darzustellen. Gemeinsam mit dem Präparator Martin Schelenz begann er daher in den 1920er Jahren, die Technik des Abformens und Kolorierens zu verbessern.

Dazu wurde der Fisch mit einer Seite in Ton eingebettet, von der anderen Seite mit geschmolzenem Paraffin übergossen, um so eine Form zu gewinnen, auf der auch kleinste Details der Schuppen zu sehen sein würden. Mit der Form wurde ein Abdruck aus feinstem Alabastergips gewonnen. Um bei der Kolorierung den metallischen Glanz lebender Fische zu erreichen, wurde als Grundierung Blattgold oder Blattsilber aufgetragen. Anschließend wurden diese „Goldfische“ naturgetreu im Lasurverfahren Schuppe für Schuppe bemalt. Um zum Schluss den optischen Effekt der natürlichen Schleimschicht auf der Fischhaut nachzuahmen, wurde der Gipsabguss mit „einer Schicht besten Kutschenlacks“, wie Auerbach es selbst ausdrückte, überzogen.

Zwischen 1926 und 1932 entstanden so knapp 40 handkolorierte Gipsabgüsse von 34 einheimischen Arten, wobei es sich mit Ausnahme von Dorsch und Meeresneunauge um Süßwasserfische handelte, die meist aus dem Rhein bei Karlsruhe oder dem Bodensee gefischt worden waren. Von diesen Abgüssen haben sich alle bis auf fünf bis heute erhalten. In der Größe reichen sie vom kleinen Dreistachligen Stichling (Gasterosteus aculeatus) bis hin zu einem kapitalen Wels (Silurus glanis) von 180 cm Länge.

Quellen

Auerbach, M. (1927). Fischmodelle für die Schausammlung naturwissenschaftlicher Museen. Zoologischer Anzeiger 71, 281-287.

Frentzen, K. (1951). Max Auerbach – Ein Lebensbild. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland 10, 75-87.

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